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Montag, März 21

Trainer Gerets verliert die Lust

Nach dem 1:5 in Bochum kündigt Manager Strunz für den Sommer Vertragsauflösungen an

Wenn die Handys aller wichtigen Leute aus sind und der Trainer auf die Frage nach persönlichen Konsequenzen auch am Tag nach dem Spiel nur "Kein Kommentar" sagt, dann gehen bei Sportjournalisten die Alarmlampen an. Bei Wolfsburger Journalisten erst recht, denn es ist wieder mal März, und das ist nach gutem alten Brauch der Monat, in dem sich Verein und Trainer Lebewohl sagen. So war es bei Willi Reimann, bei Wolfgang Wolf und zuletzt bei Jürgen Röber.
Dessen Nachfolger Erik Gerets nun verspürt nach einem Jahr in Niedersachsen unverkennbar Amtsmüdigkeit, was er nach dem desaströsen 1:5 beim Abstiegs-kandidaten VfL Bochum mehr oder weniger unverhohlen zugab. Von Reportern umringt, seufzte der 50jährige: "Ich möchte 100 Jahre alt werden, aber so werde ich keine 60. Ich muß mal sehen, was das für Konsequenzen hat, ich bin verantwortlich für das, was sich auf dem Platz abspielt."
Also Rücktritt? Ein klares Jein erwiderte der Belgier darauf in Bochum, wo die Elf erstmals in der Bundesligahistorie des VfL zur Pause 0:4 hinten lag. Er werde "sicherlich nicht sofort das Handtuch werfen, aber Antworten verlangen von denen, die mich heute enttäuscht haben".
Das haben sie dann am Sonntagmorgen versucht, es gab eine interne Sitzung, in der es richtig laut wurde. Gerets redete und auch der Sportdirektor Thomas Strunz, der "deutliche Worte" gefunden haben will. Die Wolfsburger Spieler, die nicht gerade als elf Freunde im Herberger'schen Sinne gelten, sagten sich ebenfalls die Meinung. Wie in der Vergangenheit schon so oft.
Daß nun heute der freie Montag gestrichen wird, ist noch die geringste Konsequenz aus dem Strafgericht. Verträge werden aufgelöst, daran läßt Strunz keine Zweifel. Nicht der von Gerets, das versichert er ("Er bleibt"), aber die Namen einiger Profis stehen auf der Liste. "Es wird Konsequenzen geben, die im Sommer umgesetzt werden. Dabei spielt die Vertragsdauer keine Rolle", sagte Strunz der WELT. Geschäftsführer Klaus Fuchs betonte, daß es nach Ostern ein internes Strategiegespräch gebe, wo geklärt werden müsse, "wer uns noch weiterhilft".
Welch eine unerwartete Entwicklung bei dem einstigen Titelaspiranten, der achtmal Tabellenführer war in der Vorrunde und wieder das geworden ist, was er nie mehr sein sollte: eine graue Maus.
Mit sieben Rückrundenpunkten ist der VfL nach den Samstagsspielen die drittschlechteste Mannschaft 2005. Auf Platz acht führt Wolfsburg das unbedeutende Mittelfeld der Bundesliga an, nichts geht mehr. Was einerseits auch gegen eine Entlassung spricht. Gerets" Assistent Reinhard Stumpf sagt: " Wir können nicht mehr absteigen, aber nach oben ist der Bus auch abgefahren. Da macht ein Trainerwechsel gar keinen Sinn mehr."
Das müssen andere entscheiden. Der Enttäuschteste ist gewiß Strunz, der offensiv im Januar an seinen neuen Job herangegangen war und mit vollmundigen Ankündigungen einen Platz unter den ersten Drei der Tabelle angestrebt hatte. Mittlerweile rechnen sie ihm in Wolfsburg seine schlechte Bilanz vor und fragen auch gleich nach dem Sinn des von ihm installierten Mentaltrainers. Ein großer Motivator für den Rest der Saison täte jedenfalls not, der Vorstand fürchtet für den Rest der Saison leere Ränge. Fuchs: "Logisch, daß die letzten Spiele kein Renner mehr werden."
Im Training aber soll es in Zukunft angeblich noch schärfer zur Sache gehen. Schon Donnerstag hatte Gerets eine Einheit ausfallen lassen zur Belohnung für das gute Engagement seiner Spieler, ab heute wird es noch besser. Stefan Schnoor hat jedenfalls angekündigt: "Ich grätsche sie alle um, damit sie es endlich kapieren."

Artikel erschienen am Mo, 21. März 2005
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von Udo Muras